Alarmstufe Rot: Wie uns „Business unusual“ retten kann

Der menschliche Raubbau an der Natur hat dramatische Konsequenzen. Neben der Politik muss auch die Wirtschaft eine radikale Trendwende schaffen.

Der Befund war dramatisch, schaffte es aber dennoch nur sehr kurz ins öffentliche Bewusstsein. Durch das massive Eingreifen des Menschen in Ökosysteme werden ohne Gegenmaßnahmen bis zu eine Million Tier- und Pflanzenarten aussterben, warnte im Mai der UN-Bericht des Intergovernmental Panel on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES). Insbesondere die Klimakrise beschleunigt dieses beispiellose Zerstörungswerk und wird somit zur existenziellen Bedrohung, deren Ausmaß die Menschheit tagtäglich weiter befeuert: Wir nutzen Ressourcen schneller, als sie wiederhergestellt werden können. Landwirtschaftliche Expansion, Übernutzung von Wäldern und Meeren, Zersiedelung, massiver Boden- und Energieverbrauch, Bergbau und Umweltverschmutzung führen zum Verlust von Lebensräumen und Arten. Fazit: Die natürlichen Systeme unseres Planeten sind schon über dem Limit und alles, was wir lieben und zum Leben brauchen, ist bedroht. Ein alarmierender Weckruf, der sich nicht nur an Politik und Gesellschaft richtet, sondern auch direkt an alle Wirtschaftstreibenden. Ohne spürbare Trendwende wird die Natur so wie wir sie heute kennen, als Grundlage für unsere Lebensqualität, unseren Wohlstand und wirtschaftlichen Erfolg verloren gehen.

Der wahre Wert der Natur ist unbezahlbar

Die Auswirkungen der Wirtschaft auf die Natur sind bekannt, doch umgekehrt findet die existenzielle Abhängigkeit der Unternehmen von intakten Ökosystemen im Alltag viel zu wenig Beachtung. Dabei lässt sich der wirtschaftliche Nutzen der Natur einfach darstellen, denn Unternehmen profitieren von:

  • Ressourcennutzung für Nahrung, Mineralien und Baumaterialien.
  • Sicherstellung eines stetigen Flusses von Ökosystemdienstleistungen, wie Bestäubung von Nutzpflanzen, Wasserfiltration, Abfallabbau, Kohlenstoffbindung und Klimaregulierung.
  • Einem Lebensraum für eine gesunde und wohlhabende Gesellschaft, in der sie operativ tätig sein können.

So erbringen natürliche Systeme alljährlich Dienstleistungen für die Weltwirtschaft im Wert von schätzungsweise 125 Billionen Dollar pro Jahr – zwei Drittel mehr als das globale Bruttoinlandsprodukt. Des Weiteren können laut IPBES sogenannte „nature-based solutions“ zu 37 Prozent zur Einhaltung der 1,5 °C-Grenze des Pariser Klimaschutzabkommens beitragen und damit einige der gravierenden Folgen der Klimakrise verhindern. Die Abhängigkeiten von diesen Dienstleistungen machen Biodiversitätsverlust und Klimawandel zu den größten systemischen Gefahren für die Weltwirtschaft. Sie führen zu Risiken für das operative Geschäft, beeinträchtigen die Stabilität der Lieferkette, Planbarkeit und Widerstandsfähigkeit und bringen Haftungsrisiken mit sich, inklusive zahlreicher Markt- und Finanzrisiken. Dazu kommt: Bereits jetzt kosten uns Naturkatastrophen, die durch Störungen des Ökosystems und den Klimawandel verursacht werden, mehr als 300 Milliarden Dollar pro Jahr.

Zeit zu handeln

Um ernsthaft gegenzusteuern, müssen die herkömmlichen Wirtschafts- und Finanzsysteme grundlegend neu ausgerichtet werden. Vier Aspekte sind besonders wichtig:

  1. Wir müssen den immensen Wert der Natur und die Kosten ihrer Verschlechterung erkennen und sie systematisch in alle wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen einbeziehen. Dies umfasst auch die Einführung neuer Entwicklungsindikatoren, die über das BIP hinausgehen, sowie die tatsächliche Förderung von nachhaltiger Produktion und verantwortungsvollem Konsum für zirkuläre und regenerative Volkswirtschaften.
  2. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, die Weltwirtschaft so umzugestalten, dass sie langfristig integrativen Wohlstand im Einklang mit den weltweiten Nachhaltigkeitszielen (SDGs) liefert, anstatt nur das kurzfristige Einkommenswachstum zu maximieren und die soziale Ungleichheit zu verstärken.
  3. Wir müssen Geschäftsmodelle schaffen, die langfristig einen Mehrwert für die Gesellschaft bringen und die Corporate Governance so verbessern, dass sie die unternehmerische Verantwortung gegenüber Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern und Gemeinden sowie gegenüber Aktionären stärkt.
  4. Wir müssen finanzielle, politische und marktwirtschaftliche Anreize so umlenken, dass sie natürliche Systeme und Ökosystemdienstleistungen begünstigen und unsere Wirtschaft dabei unterstützen, das Versprechen der SDGs zu erfüllen – Wohlstand für alle auf einem gesunden Planeten.

Unternehmen am Zug

Selbstverständlich ist in erster Linie die Politik gefordert, die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen, aber auch die Wirtschaft muss sehr viel mehr tun als bisher und sollte auf „Business unusual“ im besten Sinne setzen.

Erstens können sich Unternehmen dazu verpflichten, Biodiversitätsverluste rückgängig zu machen und natürliche Systeme wiederherzustellen. Sie können insbesondere in den Lebensräumen, in denen sie produzieren, ganzheitliche Maßnahmen setzen und skalierbare Lösungen für die Reduktion des Ressourcenverbrauchs und Wiederherstellung der Natur entwickeln.

Zweitens sollten Unternehmen umweltbedingte Risiken umfassend bewerten, um auf diese rechtzeitig zu reagieren, und einen “no regrets”-Ansatz für die Natur verfolgen, bei dem die Auswirkungen und Abhängigkeiten von Naturkapital bewertet werden. Während sich wissenschaftlich fundierte Ziele für die Natur in der Entwicklung befinden, können Unternehmen bereits jetzt Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Einklang mit der Klimawissenschaft festlegen (Science Based Targets).

Und drittens können sich Unternehmen gemeinsam mit Naturschutzorganisationen wie dem WWF dafür einsetzen, einen “New Deal for Nature and People zu gestalten, der sinnvolle Investitionen in natürliche Systeme fördert und belohnt. Dafür gibt es im Jahr 2020 eine einmalige Chance. Denn bei der nächsten UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt (CBD) sind große Fortschritte notwendig, um Naturverlust und Artensterben zu stoppen.

Fazit: Nie zuvor hat die Wissenschaft die Folgen unseres Handelns so klar aufgezeigt. Daher sind auch Unternehmenszwecke neu zu definieren, um Wohlstand ohne einen ständig steigenden Ressourcenverbrauch zu schaffen. Neben der Politik muss dafür auch die Wirtschaft ihre globale Verantwortung deutlich stärker als bisher wahrnehmen. Denn das Ausmaß der Krise, mit der wir konfrontiert sind, erfordert einen schnellen globalen Wandel. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Handeln wir jetzt!

Kreislaufwirtschaft als Treiber der Sustainable Development Goals

Wie das Europäische Kreislaufwirtschaftspaket nachhaltiges Produktions- und Konsumverhalten fördert und fordert

Im Jahr 2015 verabschiedeten die Vereinten Nationen globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs). Dabei handelt es sich um 17 Ziele, die auf mehr als 150 spezifischen Unterzielen beruhen. Die SDGs befassen sich mit den Auswirkungen unseres globalen wirtschaftlichen Wandels und verfolgen dabei einen umfangreichen Multi-Stakeholder-Ansatz.

Kreislaufwirtschaft trifft SDG#12

Befasst man sich mit dem Thema Kreislaufwirtschaft sticht ein Ziel heraus: Das SDG#12: „Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen“ beschäftigt sich mit der Überwindung des Dogma „Produzierens, Konsumierens und Wegwerfens“, welches seit der industriellen Revolution gelebt wird, und stellt einen positiver Wandel für Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt in den Mittelpunkt des Handelns.

Verschiedene Untersuchungen, u.a. von der Ellen MacArthur Foundation, belegen, dass Kreislaufwirtschaft viel zu dieser Agenda des SDG#12 beitragen kann: Die Umsetzung des Kreislauf-Modells in Europa könnte bis 2030 einen jährlichen Nettonutzen von 1,8 Billionen EUR erzielen. Des Weiteren hätte die Kreislaufwirtschaft in den Bereichen Mobilität, Infrastruktur und Ernährung das Potential die CO2-Emissionen bis 2030 im Vergleich zum heutigen Niveau zu halbieren. Vor allem in der Landwirtschaft könnten durch die Optimierung von Nährstoffkreisläufen weitere Ziele der SDGs unterstützt werden wie der Erhalt der Artenvielfalt, die Einschränkung des Wasserverbrauchs und der Nährstoffversorgung. So könnten landwirtschaftliche Abfall- und Nebenprodukte genutzt werden, um Energie zu produzieren und den Verbrauch an chemischen Düngemitteln zu senken.

EU Aktionsplan in Kraft getreten

Die EU-Kommission verabschiedete 2015 das Kreislaufwirtschaftspaket, welches einen Meilenstein im Bereich der Umwelt- und Wirtschaftspolitik darstellt. Durch die möglichst lange Nutzung von Produkten und Ressourcen soll Abfall vermieden und durch konsequentes Recycling der Ressourcenverbrauch eingeschränkt werden. Neben Gesetzesvorschlägen für den Abfallbereich enthält das Kreislaufwirtschaftspaket auch einen umfangreichen Aktionsplan.

Im Aktionsplan finden sich 54 Maßnahmen für die schnelle Etablierung zirkulärer Systeme, die Steigerung der globalen Wettbewerbsfähigkeit sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen und nachhaltigem Wirtschaftswachstum. Der Aktionsplan fokussiert sich dabei auf fünf wesentliche Sektoren: Kunststoffe, Lebensmittelabfälle, Biomasse und biobasierte Materialien, kritische Rohstoffe sowie Bau- und Abbruch.

Schlüsselmaßnahmen des Aktionsplans

Neben der Förderung von Innovationen und Investitionen mit mehr als 650 Mio. EUR im Rahmen des Forschungsprogramms „Horizont 2020“ und 5,5 Mrd. EUR im Rahmen der EU-Strukturfonds, sollen auch Qualitätsstandards für Sekundärrohstoffe entwickelt werden, um einen größeren Markt für diese zu schaffen. Hierfür plant die EU u.a. eine Überarbeitung der EU-Düngemittelverordnung zur leichteren Anerkennung von organischen und aus Abfällen hergestellten Düngemitteln. Auch an der Erleichterung der Wiederverwendung von (Ab)wasser wird gearbeitet. Weiters wird das Ökodesign von Produkten im Sinne der Reparaturfähigkeit, Haltbarkeit und Recyclingfähigkeit gefördert. Neben der nachhaltigeren Nutzung natürlicher Ressourcen (SDG 12.2.) sowie der deutlichen Verringerung des Abfallaufkommens (SDG 12.5.), soll auch der umweltverträgliche Umgang mit Chemikalien und allen Abfällen während ihres gesamten Lebenszyklus (SDG 12.4) erreicht werden. Durch höhere Recyclingquoten und die Verringerung der Deponierung kann Abfall reduziert werden und die Freisetzung von Chemikalien in Luft, Wasser und Boden zum Schutz von Mensch und Umwelt erheblich verringert werden. Zusätzlich beabsichtigt die Europäische Kommission mit der im Aktionsplan genannten Kunststoff-Strategie die Verschmutzung der Meere deutlich zu reduzieren. Auch das SDG 12.3., die Verringerung von Lebensmittelverschwendung, wird im Kreislaufwirtschaftspaket adressiert. So sollen die Maßnahmen im Aktionsplan sowie die Entwicklung einer gemeinsamen Messmethodik Lebensmittelverschwendung um die Hälfte bis 2030 reduzieren.

Es muss noch viel mehr getan werden!

Auch wenn das Kreislaufwirtschaftspaket einen wesentlichen Teil zur Erreichung des SDG12 beitragen kann, wird es für die Zielerreichung entscheidend sein über die Themen Abfallwirtschaft und Recycling hinauszugehen und eine längere Produktnutzung, z.B. durch neue Geschäftsmodelle, zu etablieren. Es reicht nicht aus Ressourcen effizienter zu nutzen, sondern wir müssen unseren gesamten Konsum reduzieren und intelligenter organisieren. Dafür braucht es von der EU klare und messbare Ziele für eine absolute Reduktion des gesamten Rohstoffverbrauchs in der Wirtschaft. Eine ökologische Steuerreform wäre dabei eines der effektivsten politischen Instrumente. Doch die EU ist in globale Wertschöpfungsketten eingebettet, weshalb ihr Handlungsspielraum ohne internationale Standards für die Haltbarkeit, Wiederverwendbarkeit und Wiederverwertbarkeit von Produkten sehr begrenzt ist. Dennoch sollte die EU ihre Vorreiterrolle wahrnehmen und die Kreislaufwirtschaft noch stärker als bisher zu forcieren, um eine lebenswerte Zukunft, in der Mensch und Natur in Harmonie leben, zu gestalten.

Dieser Artikel wurde für respACT geschrieben und kann auch auf https://www.respact.at/site/de/news/artikel/article/7570.html gelesen werden.

Trendwende bei Plastik

Herausforderungen und neue Strategien für Unternehmen

Die Problematik des Plastikmülls in der EU

Plastik begleitet uns in vielen Lebensbereichen. Während Kunststoffe in der Medizin wichtige Funktionen erfüllen, verkommen sie im Alltag oft zum Wegwerfprodukt mit kurzer Lebensdauer. Allein in Europa fallen rund 26 Millionen Tonnen Plastikmüll pro Jahr an. Nur 30% dieses Mülls werden zur Wiederverwertung gesammelt. Dabei benötigt Plastik, das achtlos in der Natur landet, bis zu 400 Jahre bis zur vollständigen Zersetzung. Eine Reduktion des Plastikaufkommens und höhere Recycling-Quoten sind dringend notwendig, um diese enorme Ressourcenverschwendung und Umweltverschmutzung einzudämmen. Unternehmen, Konsumenten und die Politik müssen sich um eine Vorbildwirkung in der Müllvermeidung, der qualitativ hochwertigen Verwertung sowie der Etablierung von Mehrwegsystemen, bemühen.

Politische Entwicklungen zur Bekämpfung des Müllproblems

Die EU Kommission plant aktuell ein Verbot von Einwegprodukten aus Kunststoff wie beispielsweise Strohhalmen, Einwegbesteck, Einwegtellern oder Wattestäbchen. Sowohl NGOs wie der WWF als auch Wirtschaftsvertreter begrüßen das Vorhaben. Denn in Fällen wo Plastik keine essentielle Funktion erfüllt oder Alternativen verfügbar sind, ist ein Verbot durchaus sinnvoll.

Um das Müllproblem erfolgreich zu bekämpfen, stellt auch die Kreislaufwirtschaft einen enormen Hebel dar. Die EU setzt hier mit dem Circular Economy Package, welches konkrete Recycling Ziele und maximale Deponierungsquoten für Abfälle vorschreibt, einen wichtigen Impuls. Um diese Ziele zu erreichen müssen Unternehmen im Austausch mit Entsorgungsbetrieben Produkte entwickeln, deren Design die Wiederverwertung von vornherein berücksichtigt. Diese Produkte sollten möglichst langlebig, reparierbar und zu 100 % im Kreislauf führbar sein.

Mögliche Lösungsansätze für Unternehmen

Innovative Geschäftsmodelle und technische Innovationen stellen wichtige Stellschrauben für eine effizientere und vor allem effektivere Ressourcennutzung dar und sind damit wesentliche Treiber der Kreislaufwirtschaft. Ziel muss es sein, ressourcenschonender zu produzieren – von der Rohstoffgewinnung über die Verarbeitung, die Gestaltung der Produkte, den Handel und Konsum bis zur Wiederverwendung oder Entsorgung. Außerdem müssen Unternehmen mehr Verantwortung für das Lebensende ihrer Produkte übernehmen – also beispielsweise, wie es leider in vielen Ländern noch nicht der Fall ist, Sammlung, Sortierung und Recycling von Verpackungsabfällen mit finanzieren.

Viele Unternehmen begrüßen das Vorgehen gegen das Plastikproblem und arbeiten schon jetzt an Lösungen zur 100% Verwendung von wiederverwendbaren, recyclebaren oder kompostierbaren Verpackungen. Jedoch ist auch Skepsis am Plan der EU-Kommission angebracht. Denn auch wenn das Plastik-Verbot ein wichtiges politisches Signal ist, muss sichergestellt werden, dass nachhaltigere Alternativen gefunden werden und nicht alle aus Rohöl hergestellten Einwegprodukte durch solche aus Biokunststoffen ersetzt werden. Denn diese werden zwar auf Basis nachwachsender Rohstoffe hergestellt und sind häufig biologisch abbaubar, jedoch halten sie sich unter Umständen sehr lange in der Natur und verbrauchen in der Produktion durch den Anbau von Nutzpflanzen viele Ressourcen. Daher müssen die eingesetzten nachwachsenden Rohstoffe unbedingt eine zertifizierte Herkunft, wie z.B. Bonsucro (für Zuckerrohr) und FSC (für Holz), vorweisen und idealerweise aus Abfallprodukten bestehen, um die höhere Belastung von Ökosystemen durch Düngemittel zu reduzieren. Ein großes Potenzial haben Biokunststoffe jedoch, wenn sie aufgrund ihrer Materialeigenschaften, wie z.B. der Kompostierbarkeit, neue Segmente erschließen und zu einer umweltverträglicheren Rohstoffproduktion und -verarbeitung beitragen. Obwohl die Kompostierbarkeit in einigen Bereichen vorteilhaft ist, wäre eine Wiederverwertung biologischer Kunststoffe erstrebenswerter. Zukunftsweisend könnte hierfür die Weiterentwicklung von Bio-PET sein, einem Bio-Kunststoff, welcher zu 30% aus nachwachsenden pflanzlichen Rohstoffen statt fossilen hergestellt wird und chemisch identisch zu herkömmlichen PET ist. Die Rohstoffherkunft spielt hier jedoch eine entscheidende Rolle. Idealerweise werden in Zukunft biobasierte Kunststoffe aus agragrischen Reststoffen und Nebenprodukten hergestellt. Eine solche Lösung wäre beim 100% recyclierbaren Biokunststoff Polyethylenfuranoat (PEF) möglich, welcher derzeit entwickelt wird. Zudem hätte der neue Kunststoff bessere Barriereeigenschaften als PET und könnte dadurch einen besseren Produktschutz gewährleisten.

Das wichtigste Ziel sollte allerdings sein den Ressourceneinsatz zu reduzieren und Abfall zu vermeiden. Mehrwegsysteme, insbesondere für Getränkebehälter, sollten ebenfalls forciert werden. Es gilt die absolute Zahl an Einweg-Artikeln stark zu reduzieren und für die Produktion Recyclingmaterialien wie z.B. recycelte Kunststoffe einzusetzen!

Dieser Artikel wurde für respACT geschrieben und kann auch auf https://www.respact.at/site/de/news/artikel/article/7504.html sowie auf https://www.wwf.at/de/plastik-in-einer-trendwende/ gelesen werden.

Science Based Targets machen Unternehmen zu Klimaschutz-Vorreitern

Unternehmerische Klimaziele, die im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen stehen

Zukunftsorientierte Unternehmen haben das Risiko des voranschreitenden Klimawandels erkannt: Immer mehr Wirtschaftstreibende setzen sich CO2 Ziele. Doch wie berechnet sich ein fairer Anteil, welchen ein Unternehmen leisten muss, um die globale Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen? Die Antwort darauf gibt die Science Based Targets Initiative. Damit werden unternehmerische Klimaziele entwickelt, die im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen stehen. Bereits über 500 Unternehmen haben sich weltweit angeschlossen und etablieren sich dadurch immer stärker zu einer treibenden Kraft in der weltweiten Dekarbonisierung.
 

Wirksamer Klima-Schutz

Science Based Targets (SBTs) bieten Unternehmen eine wissenschaftlich fundierte Methodik zur Entwicklung einer innovativen 1,5°C Klimastrategie. 2015 wurde die Initiative von CDP, UN Global Compact, World Resources Institute und dem WWF gegründet. Ziel ist es, Unternehmen dabei zu unterstützen, ihren Anteil am Klimaschutz zu berechnen und sich so eine rentable Unternehmenszukunft zu sichern. Mit branchenspezifischen Methoden, einem kostenlosen Berechnungstool, einem Handbuch und technischer Unterstützung ermöglichen SBTs eine praxisnahe Umsetzung.

Folgt ein Unternehmen dem SBT „Call to Action“ verpflichtet es sich innerhalb von zwei Jahren ein wissenschaftsbasiertes Ziel einzureichen. Die Berechnung der jeweiligen SBTs kann durch drei unterschiedliche Ansätze erfolgen, welche je nach individuellen Bedürfnissen ausgewählt werden. Nach einer Prüfung der eingereichten Ziele durch die Initiative wird dieses offiziell anerkannt. Der Entwicklungsprozess eines SBT-Zielpfads liefert dem Unternehmen wertvolle Impulse und verdeutlicht zentrale Handlungsfelder für ihre Nachhaltigkeitsstrategie.

Langfristige Wettbewerbsvorteile

Entscheidet sich ein Unternehmen für einen ambitionierten Klimaschutz bringt dies auch starke wirtschaftliche Vorteile mit sich. SBTs helfen langfristig Kosten zu reduzieren, Innovationen voranzutreiben und die Profitabilität zu steigern. Sie minimieren Klimarisiken für das Unternehmen und erhöhen das Vertrauen von Stakeholdern sowie Investoren. Diesen positiven Zusammenhang zwischen Klimaschutz und Geschäftsergebnis bestätigt eine Studie der Rating-Plattform CDP. Unternehmen mit veröffentlichten CO2 Reduktionszielen erwirtschaften innerhalb von 12 Monaten einen besseren Kapitalertrag als jene ohne. Weiters gaben in einer Umfrage 63% der befragten CEOs an, dass das Setzen von SBTs zu mehr Innovation im Unternehmen geführt hat.

Vorteile Science Based Targets, © by SBTi

Neuer Standard für immer mehr Unternehmen

Welche zentrale Rolle die Wirtschaft bei der Begrenzung des Klimawandels spielt, zeigt ein Blick auf die Zahlen: So entsprechen beispielsweise die direkten CO2 Emissionen der Unternehmen, die sich weltweit der SBT-Initiative angeschlossen haben, den gesamten Emissionen Deutschlands (884 Millionen Tonnen). Darüber hinaus werden unter bestimmten Bedingungen auch Scope-3 Emissionen bearbeitet. Belaufen sich diese auf mehr als 40 % des Gesamt-Footprints eines Unternehmens, werden ambitionierte Vorgaben zur weiteren Reduktion entlang der Wertschöpfungskette gesetzt. Dadurch können Potentiale nachhaltig ausgeschöpft werden.

Über 500 Unternehmen, wie z.B. Coca Cola, Procter & Gamble oder Sony haben sich der SBT-Initiative angeschlossen. Auch österreichische Wirtschaftstreibende sind bereits Teil. Darunter Verbund, Österreichische Post AG, Constantia Flexibles (Ziel bereits gesetzt), sowie Telekom Austria, Raiffeisen Bank International und Austria Glas Recycling (Ziel in Ausarbeitung).

Die Tragweite von 1,5° Grad

Klimaextreme, Wasserknappheit, Artensterben, Hunger, Armut, kriegerische Konflikte: Um die Risiken des Klimawandels zu minimieren ist eine Deckelung des Temperaturanstiegs bei 1,5°C unumgänglich. Dies zeigt auch der neue Bericht des Weltklimarats IPCC. So spitzen sich die Folgen des Klimawandels schon bei einem geringen Temperaturanstieg stärker zu als bisher erwartet.

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Auswirkungen globale Erwärmung © WWF

Bei einem Anstieg von 1,5°C würden etwa 700 Millionen Menschen regelmäßig extremen Hitzewellen ausgesetzt sein, bei einer Temperaturerhöhung von 2°C bereits zwei Milliarden Menschen. Ein Beispiel unter vielen, welches verdeutlicht, dass die strenge max. 1,5°C Paris-Ambition in den Mittelpunkt aller Anstrengungen gerückt werden muss. Für Unternehmen in Industriestaaten wie Österreich bedeutet dies insbesondere den Ausstieg aus fossilen Energien und eine starke Reduktion des Energieverbrauchs bis 2050. Die aktuellen Kriterien der SBT-Initiative entsprechen diesen Vorgaben und begleiten Unternehmen in eine 1,5°C Wirtschaft.

Was Unternehmen heute schon tun können

Die Weltengemeinschaft braucht weitgehende, wirksame Anstrengungen, welche über inkrementelle Emissionsreduktionen hinausgehen. Unternehmen zählen zu den größten Verursachern von Treibhausgasemissionen und sind damit auch ein entscheidender Teil der Lösung. Der WWF ermutigt Wirtschaftstreibende sich auf vielfältige Weise für Klimaschutz einzusetzen und sich der SBT-Initiative anzuschließen. Eine 1,5°C Wirtschaft ist möglich, setzen auch Sie die nächsten Schritte:

  1. Informieren Sie sich online über wissenschaftsbasierte Klimaziele und nutzen Sie die kostenlosen Webinare.
  2. Werden Sie Teil der SBT-Initiative und unterzeichnen Sie den Commitment Letter.
  3. Entwickeln Sie Ihre SBT-Ziele mit Hilfe der Ressourcen und Tools.
  4. Kommunizieren Sie Ihr Ziel und gewinnen Sie Partner entlang Ihrer Wertschöpfungskette.
  5. Vernetzen Sie sich mit anderen Klimavorreitern über Ihre Branchengrenzen hinaus. Auch das Netzwerk der WWF CLIMATE GROUP bietet Ihnen dafür die Möglichkeit.

Dieser Artikel wurde für respACT geschrieben und kann auch auf https://www.respact.at/site/de/news/artikel/article/7552.html gelesen werden.